Risiken im Tanzsport

Die Sportart Tanzen bietet verschiedene sportart- bzw. organisationsspezifische Bedingungen, die die Ausübung von interpersonaler Gewalt begünstigen könnten. Nicht alle Risikofaktoren mögen für alle Tänzerinnen und Tänzer des HTVs Realität und Alltag sein. Allerdings sieht sich der HTV in der Pflicht über mögliche Risiken aufzuklären und ein Bewusstsein für diese zu schaffen.
Die vollständige Risikoanalyse kann hier heruntergeladen und eingesehen werden:
HTV Risikoanalyse Jugendschutz 2023
  1. Beziehungen/Abhängigkeiten von Personen: Die Tänzerinnen und Tänzer sind im Training, Vereinsleben und auf Wettkämpfen mit vielen Personen, wie Trainerinnen und Trainern, Turnierleitung und Wertungsrichtenden in Kontakt und stehen dort in einem Abhängigkeitsverhältnis zu diesen.
  2. Kleidung, Fotos und Videos: Die Turnierbekleidung ist in der Regel so gewählt, dass die Bewegungsmuster gut zu erkennen sind und gegebenenfalls positiv verstärken. Häufig werden Aufnahmen für verschieden Medienkanäle veröffentlicht ohne die Tänzerinnen und Tänzer darüber in Kenntnis zu setzen. Ungewollte Einblicke können die Folge sein.
  3. Tänzerische Charakteristik: Eines der Hauptmerkmale einiger Tanzarten ist der enge Körperkontakt bei Bewegungsabläufen. Sexuell anmutende Bewegungsmuster werden in gewissen Tänzen und Choreographien sogar gezielt eingesetzt – sowohl gegenüber dem eigenen Tanzpartner und der eigenen Tanzpartnerin als auch dem Publikum und den Wertungsrichtenden. Diese Aktionen können bei Zuschauenden und beteiligten Akteurinnen und Akteuren ein falsches Bild entstehen lassen.
  4. Wettkampfablauf: Bei Siegerehrungen kommt es häufig zu ungewollten Wangenküssen oder zu Umarmungen durch Funktionärinnen und Funktionären, Sponsorinnen und Sponsoren, Ehrengäste oder andere aktive Tanzende, wodurch persönliche Grenzen übergangen werden. Die Tänzerinnen und Tänzer trauen sich in diesem Moment häufig nicht ihre Grenzen aufzuzeigen.
  5. Umkleiden und Duschen: Die Umkleide- und Duschsituation birgt, wie in vielen anderen Sportarten auch, enormes Gefahrenpotenzial. Häufig gibt es keine getrennten Umkleide- und Duschräume für die männlichen und weiblichen Tanzenden, egal ob in der Trainings- oder Wettkampfsituation.
  6. Großveranstaltungen in Hessen: Es gibt Großveranstaltungen auf Landesebene, die aus Risikosicht gesondert berücksichtigt werden müssen. Hierbei treten alle zuvor aufgeführten Risikofaktoren (Punkt 1 bis 5) in verstärkter Form auf und müssen bei der Vorbereitung dieser Veranstaltungen mit eingeplant werden.
  7. Falscher Fokus beim Training: Wenn beim Training zu viel Wert auf Körperbau, Fettanteil des Körpers oder generell das Erscheinungsbild gelegt wurde, besteht ein großes Risiko von Mobbing bzw. Diskriminierung.
  8. Trainingssituation/-maßnahmen: Es gibt einige Trainerinnen und Trainer, deren Trainingsmethoden teilweise sehr streng sein können. Das kann sich beispielsweise in lautstarker Kritik, verbalen Fehltritten und vielleicht auch körperlichen Übergriffen äußern. Diese Strenge kann zu einem erhöhten Druck für die Kinder und Jugendlichen führen.
  9. Reisen und Übernachtungen: Während einer    Veranstaltung, aber auch beim Training sowie einem Wettkampf kann es bei der An- und Abreise zu 1:1-Situationen kommen. Auch die Wohn- und Übernachtungsbedingungen bei diesen Veranstaltungen bergen Gefahren. Teilweise bieten Funktionärinnen und Funktionäre Übernachtungen im Privathaushalt an oder es wird das Teilen eines Hotelzimmers vorgeschlagen.
  10. Kommunikationswege: Die Kommunikation über Social-Media-Kanäle (hier vor allem WhatsApp) zwischen den jugendlichen Tänzerinnen und Tänzer und den Trainierenden, Wertungsrichtenden, Funktionärinnen und Funktionären, etc. bergen ebenfalls ein Risiko, sexualisierte Übergriffe ausüben zu können oder persönliche Grenzen zu überschreiten.
  11. Sexuelle Diskriminierung und Mobbing: Tänzerinnen und Tänzer aller Geschlechter können auf unterschiedliche Weisen Mobbing und/oder sexuelle Diskriminierung erfahren.
  12. Ansprechpartner/Kinder- und Jugendschutzbeauftragte: Nicht alle Vereine mit jugendlichen Mitgliedern haben dezidierte Vertrauenspersonen bzw. Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner für das Thema Jugendschutz und PSG. Das Thema ist daher noch nicht in allen Vereinen gleichermaßen integriert.
  13. Akzeptanz des Themas “Prävention interpersonaler Gewalt”: Die teils fehlende Akzeptanz dieses Themas (“Das gibt es bei uns doch nicht, also brauchen wir auch keine Prävention”), führt zu geringen Meldungen von Verdachtsfällen durch Verharmlosung von Vorgängen oder des „Nicht-sehen-wollen“. Fehlende Kommunikationswege, unklare Arbeitsabläufe bei Verdachtsfällen und unbekannte Ansprechpartnerinnen erschweren es, das Risiko für Kinder und Jugendliche zu senken.